Die Lösung gegen Beziehungsstress: "wesentlich" miteinander sprechen. Nicht über die Arbeit, über die Kinder oder übers Essen, sondern über sich selbst. Am Anfang einer Beziehung tut das jedes Paar von alleine. Man ist neugierig aufeinander, will alles vom anderen wissen. Aus der wachsenden Vertrautheit erwächst die erotische Anziehung. Dann aber denken beide, dass sie vom anderen nichts Neues mehr erfahren können, weil sie sich schon so viel erzählt haben und sowieso alles über den anderen wissen. Beziehungsprobleme und Beziehungsstress beruhen meist auf diesem Irrtum.
Als Gegenmittel gegen Beziehungsstress hat Moeller das "Zwiegespräch" entwickelt, bei seinen Patienten seit über 2 Jahrzehnten zigtausendfach bewährt. Es ist eine Unterhaltung nach einfachen, aber festen Regeln. Beide Partner verpflichten sich gegenseitig, diese Regeln einzuhalten.
Jedes Paar, so Moeller, lebt in einer doppelten Wirklichkeit - in der eigenen und in der des Partners. Wenn jeder die Wirklichkeit des anderen kennen lernt, wird die Partnerschaft bereichert. Wenn jeder aber den anderen davon überzeugen möchte, die eigene Wirklichkeit sei die bessere, geht die Beziehung innerlich zu Ende und Beziehungsstress droht. Daher lautet die wichtigste Voraussetzung des Zwiegesprächs: vollständige Gleichberechtigung der beiden Wirklichkeiten.
Sie lernen, dass Sie sich gegenseitig viel weniger kennen, als Sie ahnen. In einer länger dauernden Beziehung behauptet ständig ein Partner etwas über den anderen. Moeller nennt das "den anderen kolonialisieren" oder "Paar-Rassismus": Jeder ist heimlich überzeugt, irgendwie doch der Bessere von beiden zu sein. Ein ehrliches Zwiegespräch macht damit Schluss und beendet diese Quelle von Beziehungsstress.
Sie lernen, sich nicht als 2 unabhängige Individuen aufzufassen, sondern als ein Paar, dessen Unterbewusstes schon längst zusammenspielt. Die unangenehmsten Eigenschaften Ihres Partners, seine Geheimnisse vor Ihnen - all das gehört zu Ihnen beiden. Sie können es nicht auf den anderen abschieben. Diese Einsicht revolutioniert den Paaralltag und macht Schluss mit dem Beziehungsstress. Denn es gibt keinen Boden mehr für Vorwürfe und Selbstvorwürfe, weil beide am Verhalten eines jeden beteiligt sind.
Sie lernen, dass Sie bestenfalls sich selbst, nicht aber den anderen ändern können, auch wenn Sie es ununterbrochen versuchen. Und Sie lernen, dass Sie beim Miteinanderreden nicht nur eine Beziehung zum anderen, sondern auch zu sich selbst aufnehmen.
Sie lernen zum Stress abbauen, anstelle von "Ich finde dich toll" konkrete Szenen zu benutzen: "Heute früh sah ich dich, wie du auf dem Rad mit leicht wehendem Rock um die Ecke kamst und das Sonnenlicht in deine Haare geleuchtet hat. Da fand ich dich ganz wundervoll du selbst."
Sie lernen, Ihre Gefühle als Handlungen Ihres Unbewussten zu verstehen - und nicht zu meinen, Gefühle kämen schicksalhaft über Sie oder würden von außen gemacht. Sie lernen, Ihre Gefühle klarer auszudrücken und souveräner mit ihnen umzugehen, z. B. indem Sie sich nicht von jedem Gefühlsimpuls bestimmen lassen.
Geben Sie deswegen nicht auf, wenn Sie Stress in der Beziehung oder Ehe abbauen wollen. Zwiegespräche optimieren sich selbst. Falls ein Zwiegespräch einmal miserabel ausfallen sollte, wird das nächste automatisch besser. Zwiegespräche wirken über sich hinaus; auch die anderen Gespräche werden wesentlicher und offener und Sie beginnen, den Beziehungsstress hinter sich zu lassen.
Psychosomatische Untersuchungen haben erwiesen, dass das menschliche Immunsystem wesentlich durch die Qualität der Paarbeziehung bestimmt wird. Das Blutbild nach einem Zwiegespräch verbessert sich messbar, es hilft Ihnen dabei, den Stress abbauen zu können. Das subjektive Glücksgefühl eines Menschen hängt ebenfalls wesentlich von der Paarbeziehung ab. Eine gute Partnerschaft ist außerdem prägend für die Kinder des Paares. Jedes Kind ahmt später unbewusst die Paarqualität seiner Eltern nach. Die durch die Zwiegespräche verbesserte Paarkommunikation bereichert schließlich auch das Sexualleben des Paares. Es ist ein Irrtum, dass zu gutem Sex eine gewisse Fremdheit gehört. Gegenseitiges Verständnis und intime Vertrautheit sind die besten Zutaten für erfüllte Erotik.